Vergangenen Donnerstag lud die Dresdner Marketing GmbH die Dresdner Medien und mich mit einem verlockenden Frühstücksangebot zur Pressekonferenz ins Nobelhotel. Warum ein Pressefrühstück statt einer normalen Pressekonferenz? Laut der Veranstalterin, um später mit den Medienvertretern noch ins Gespräch zu kommen. Selbstverständlich - jeder weiß ja wie viel besser es sich mit dem Mund voll Frühstücksflocken spricht.
Vorgestellt wurden die Ergebnisse der Studie "Das Erfolgsmuster der Marke Dresden bei Forschern und Wissenschaftlern"(Flurfunk Dresden berichtete). Auf dem Podium zur Diskussion der Erkenntnisse geladen, waren Hans Müller-Steinhagen, der Rektor der TU Dresden und Christoph Zimmer-Conrad, Ministerialrat des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst. Vorgestellt wurde die Studie von Bettina Bunge, Geschäftsführerin der 2008 für die Vermarktung der Stadt gegründeten Dresdner Marketing GmbH.
Ich gebe zu: ich bin ein Frischling. Dies ist meine erste Pressekonferenz und noch fühle ich mich ein bisschen wichtig, als ich das Pressematerial in die Hand gedrückt bekomme. Was darauf folgt, ist der Zauber der allen Sachen anhaftet, die man zum ersten Mal erlebt. Und die Unsicherheit. Darf man alles aufschreiben und verwerten, was man zufällig aufschnappt, aber vielleicht nicht für alle Ohren bestimmt ist? Gibt es eine ungeschriebene Sitz- und Hackordnung? Ist der Rektor im Anzug overdressed oder sind meine ausgelatschten Trekking-Schuhe schon Understatement? Meine Erwartungen an die Professionalität dieser Pressekonferenz, die garniert mit sonnengereiftem Obst auf Spießen daherkommt, ist nahezu grenzenlos - doch was folgt?
Mir fällt auf, dass Frau Dr. Bunge eine sehr präsente Frau ist. Den Rahmen, den Rektor und Ministerialrat bilden, scheint sie locker füllen, wenn nicht sogar sprengen zu können - ein Enthusiasmusgefälle zu den Seiten hin, wird zumindest überdeutlich. Sie redet nicht nur mit dem Mund, sondern auch mit den Händen, macht einen leicht zahlenverliebten Eindruck und scheint mit ihrer Begeisterung für die statistische Auswertung ihrer Studie nicht immer hinterm Berg halten zu können. Auf das Publikum will der Funke aber nicht so recht überspringen. Selbst ich versuche, in meinem Bemühen mich dem Journalistenvölkchen anzupassen, nicht zu eifrig Notizen zu machen. Die lässige Pose mancher Kollegen nachgeahmt und nur hier und da eine Zahl mitgeschrieben - ab und zu kritisch die Stirn in Falten legen nicht vergessen.
Als dann plötzlich Wissenschaft auf Journalismus prallt, kommt ein bisschen Schwung in die sonst etwas steife Veranstaltung: korrekte Statistik vs. "Aber wir müssen das ja unseren Lesern verständlich erklären". Verwirrung kommt auf, als ein gewisser Teil der Anwesenden nicht so ganz hinter die Zusammensetzung der Prozentangaben steigt. Frau Bunge versucht die Stimmung zu retten. Auf mehrmaliges Nachfragen hin fängt sie an, immer größere Torten und Kreise in die Luft zu malen und imaginäre Zahlen durch den Raum zu dirigieren. Doch einige Gesichter bleiben ratlos. Schließlich erbarmt sich Müller-Steinhagen, der es als Rektor einer Universität schließlich gewohnt ist zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit zu vermitteln, und springt in die Bresche. Danach ist man sich einig, sich die Sache lieber vom Tischnachbarn erklären zu lassen.
"Ich finde es ja beruhigend, dass nicht nur auf Physikkongressen unverständliche Dinge besprochen werden": Ha ha ha, hä? Zumindest der Rektor freut sich mit kindlicher Ehrlichkeit über seinen Witz. So richtig darüber lachen können wohl aber nur Physiker. Insgesamt scheint ihm ein wenig der Schalk im Nacken zu sitzen. Im Gegensatz zum Ministerialrat Zimmer-Conrad, dem Frau Bunge vergeblich ein Lächeln abzuringen versucht, scheint er seine Gefühle vom Podium aus mit den Anwesenden teilen zu wollen. Nur welche das sind, ist manchmal etwas schwierig auszumachen. Zustimmung? Ablehnung? Beides zur gleichen Zeit? Immerhin lächelt er unentwegt, wobei der Grat zwischen freundlich-bemüht und ironisch-distanziert sehr schmal ist. Weniger mitteilungsbedürftig ist da Ministerialrat Christoph Zimmer-Konrad - seine Haltung ist am ehesten als passiv zu beschreiben. Fast ein wenig blass neben Frau Dr. Bunge, die sich sichtlich mehr um ihren Wissenschaftskollegen Müller-Steinhagen bemüht. Erst als der Rektor in Richtung Finanzierung der Exzellenzinitiative für die TU Dresden stichelt, taut der Ministerialrat ein bisschen auf. Beim aufzählen, wohin die Gelder schon überall geflossen sind, ist er in seinem Element. Doch Müller-Steinhagen beharrt darauf: Wenn Sachsen einen "Leuchtturm mit Strahlekraft" haben will, muss es jetzt investieren.
Fazit des 2. Pressefrühstücks der Dresdner Marketing GmbH: Man möchte bis Mai ein Marketingkonzept entwickeln, dass Wissenschaftler und Forscher auch konkret anspricht. Hhmm, die Ausbeute scheint mir doch ein wenig mau für eine anderthalb-stündige Präsentation der Ergebnisse. Doch sehr viel konkreter soll es an diesem Morgen wohl nicht werden. Die Frage ob eine Pressekonferenz im Mai sinnvoller gewesen wäre, die die Ergebnisse der Studie im Zusammenhang mit dem neu entwickelten Marketingkonzept vorstellt, verkneife ich mir - schließlich will ich unter keinen Umständen das 3. Pressefrühstück der DMG verpassen. Stephanie Teistler
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