Eher ungewollt war die Abteilung Journalistik der Universität Leipzig in den vergangenen Wochen selbst zum Medienthema geworden. Nun findet sie sich erneut in den Nachrichten - dieses Mal aufgrund wesentlich brisanterer Vorgänge:
Nach Informationen der Journalistikabteilung (PDF!) will der Institutsrat der Kommunikations- und Medienwissenschaft die Abteilung samt Studienplätzen und Mitarbeiterstellen massiv zusammenstreichen und das ohne „inhaltlich plausiblen oder finanziell notwendigen Grund“. So blieben von 44 Master-Journalistik-Studienplätzen nur noch 20, von bislang fast sechs nur noch eine Stelle für wissenschaftliche Mitarbeiter und nur eine von zwei Professuren.
Hört man sich allerdings auch bei den anderen Abteilungen des Institutes um, scheint die Journalistik mit nur einen Teil der Wahrheit die Gemüter zu erhitzen und wurde für zahlreiche Aspekte ihrer Darstellung bereits um Richtigstellungen gebeten.
In dem Informationsschreiben der Journalistik, dessen Inhalt zunächst in einem Beitrag der "Leipziger Volkszeitung" veröffentlicht wurde, geht es um den drohenden Verlust von Stellen, um eine Einbuße der umfassenden journalistischen Ausbildung, Traditionsbruch und gewissermaßen auch um die hausinterne Niederlage von Qualitätsjournalismus gegenüber interessengeleiteter PR: „Wenn die Pläne verwirklicht werden sollten, wird der Studiengang Journalistik ausgetrocknet und damit de facto abgeschafft.“
Beim Deutschen Journalistenverband Sachsen (DJV) und der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union ver.di sind diese Pläne natürlich auf heftige Kritik gestoßen. Und bis hier liest sich das Ganze ja auch wie eine Geschichte mit einem klaren Verlierer, der sich vehement gegen sein fremdbestimmtes Schicksal wehrt.
In anderen Abteilungen des Institutes klingt diese Geschichte jedoch ganz anders: Wenn auch nicht ähnlich medial wirksam, sondern über Institutsverteiler verschickt, wird die Journalistik dennoch nachdrücklich zur Rücknahme von Falschdarstellungen aufgefordert und einige der angeprangerten Sachverhalte lesen sich plötzlich ganz anders. Unter anderem geht es darum, dass das gesamte Institut vor einer Strukturveränderung steht und damit nicht nur die Journalisitk, sondern alle sieben Abteilungen vor grundlegenden Neuerungen stehen.
Die Klagen der Journalistik lesen sich nun in diesem Zusammenhang als Fortsetzung einer gefühlten, real aber nicht existierenden Alleinstellung. Und lauscht man in die Flure des Instituts für KMW, so lässt sich dort bereits seit längerem Missmut über das konsequente Desinteresse an allgemeinen Institutsbelangen und die traditionelle Diskreditierung benachbarter Fachbereiche im Sinne der eigenen Aufwertung vernehmen. Claudia Laßlop
Nachtrag: Das Institut hat inzwischen mit einer offiziellen Stellungnahme auf den Bericht der "Leipziger Volkszeitung" vom 5.1.2011 und die Darstellung durch die Abteilung Journalistik reagiert. Zitat:
"Die Stellungnahme der Journalistik ist inhaltlich in weiten Teilen falsch, gibt Beschlussvorschläge und externe Gutachten falsch wider und enthält persönliche Diffamierungen der demokratisch gewählten Vertreter des Instituts und der Fakultät. Die offenkundig von Partikularinteressen geleitete, öffentliche Kampagne über eine noch laufende Meinungsbildung in den zuständigen Gremien der Universität ist vertrauensschädigend und beschädigt den Ruf und das Engagement der Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter und Studierenden des Instituts. Leider geschieht dies zum wiederholten Male durch einen einzigen Professor und seine Mitarbeiter, die nur einen kleinen Teil des Gesamtinstituts darstellen."
Hier findet sich die gesamte Stellungnahme des IfKMW der Universtität Leipzig als PDF.
[Hinweis: Die Autorin hat selbst Journalistik in Leipzig studiert und arbeitet dort als freie Journalistin.]
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