Von Dagmar Möbius
Magazine in Dresden werden gelesen, sehr genau sogar. Ich verdanke diesem Wissensdurst mehrere aufgeregte Telefonate. Von Kollegen, Bekannten, Freunden. Sie alle hatten die Jubiläumsausgabe der "Disy" gelesen. Erschienen im Herbst 2010, laut Website (www.Disy-magazin.de) noch gar nicht. 30 Ausgaben in zehn Jahren, das ist für ein Magazin in diesem Format in dieser Stadt wahrlich ein Grund zu einer Jubiläumsausgabe.
Dumm nur: Ich hatte den 300-Seiten-Hochglanz-Katalog noch gar nicht in der Hand gehabt. Sollte ich aber, denn aufmerksame Leser hatten Artikel von mir in dem Heft entdeckt. Und sich gewundert, weil meine "Disy"-Zeit endete, als sich das Magazin vom Frauenmagazin zum Magazin für die Dresdner Gesellschaft wandelte. 2007 war das.
Meine Reportagen in einem Best-of-Magazin? Ist ja toll! Von ungenehmigten Zweitverwertungen und einem namenlos gedruckten eigenen Beitrag mal großzügig abgesehen. Tatsächlich. „Spaziergang mit…“ heißt eine Rubrik, die es noch heute gibt. Ein dankbares Format für Magazinjournalisten. Auch wenn "Disy" nicht mehr meine journalistische Heimat ist, verdanke ich ihr doch unvergessliche Begegnungen, wertvolle Erfahrungen und nie endende Neugier. Und auch heute noch gelegentliche Aha-Effekte und Respekt für ein Layout, das dem Blatt zur Ehre gereicht.
Bei der Jubiläumsausgabe, von der die regionale Medienlandschaft bisher nicht allzu viel mitbekam, aber stockt mir auf Seite 136 der Atem. Spaziergang mit dem Berliner Rocksänger Dirk Zöllner, der damals die Rolle des Jesus in „Jesus Christ Superstar“ an der Staatsoperette sang.
Ursprünglich erschienen in "Disy" Sommer 2006. Aktuell mit neuer Headline: „Zwischen Luxus und Glosse“. Nicht von mir. Aber ich erinnere mich sofort an ein Zitat: „Zwischen Luxus und Gosse ging es bei mir zigmal hin und her.“ Salonfähig ist so was vielleicht nicht. Aber authentisch. Wir sprachen über Aufstieg und Fall, über Geld und Erfolg. Unter anderem. Druckreif? Natürlich.
Aber die Verknappung eines Zitates auf eine boulevardeske Überschrift würde dem Künstler in keiner Weise gerecht. Mein Stil ist das nicht. Doch scheinbar hatte Herr Freud seine Finger im Spiel. Ein Druckfehler in der Überschrift? Ja. Aus der „Gosse wurde die Glosse“. Witzig.
Die Reportage ist stilistisch alles andere als eine Glosse. Sie ist sogar ziemlich philosophisch angehaucht. Ironisch auf keinen Fall. Erstaunlich zeitlos aus dem Abstand der Jahre betrachtet.
Ich lehne mich zurück. Gott sei Dank nichts passiert. Vielleicht hat den Fauxpas außer mir niemand bemerkt.
Oder doch? Für alle, die Geschichten auch gern weiterverfolgen: Dirk Zöllner ist immer noch nicht in der Gosse gelandet. Im Luxus auch nicht. Das kann jeder verfolgen, der ihm auf facebook, twitter oder im Konzert begegnet. Dresden liebt er immer noch. Immerhin. Die Gesellschaft auch, ab und zu.
Ach so, fast hätte ich es vergessen. Für alle, die schon immer wissen wollten, wer "Disy" ist. Keine Dame, ein Akronym - die Abkürzung aus Dresden ist sympathisch. Und eine Glosse ist das auch nicht. Definitiv.
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