Bildblog über “Sächsische Zeitung”: Rechenfehler auf Seite 1 (Update: 13:26 Uhr)

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Die "Sächsischen Zeitung" im Bildblog - das kommt nicht oft vor. Am Donnerstag titelte die Zeitung: "Fast jeder zweite Sachse lebt allein". Dumm nur, dass das so gar nicht stimmt.

Bildblog hat sich das statistische Jahrbuch, auf den sich der "SZ"-Artikel beruft, genauer angeschaut und festgestellt: Die Tatsache, dass fast die Hälfte aller Haushalte in Sachsen Single-Haushalte sind, lässt nicht darauf schließen, dass auch die Hälfte aller Sachsen Singles sind. Geht ja schon rein logisch nicht: Selbst wenn die andere Hälfte der Haushalte nur jeweils mit zwei Personen bewohnt wären, würden schon doppelt so viele Sachsen in Zweipersonen-Haushalten leben wie in Single-Haushalten.

Oder, in Bildblog-Worten:

"42,6 Prozent aller Haushalte sind Single-Haushalte. In ihnen lebt naheliegenderweise je eine Person, insgesamt 944.900. Die 808.200 Zwei-Personen-Haushalte machen zwar nur 36,5 Prozent aus, aber in ihnen leben – 808.200 mal zwei – mehr als 1,6 Millionen Menschen."

Der Bildblog-Eintrag trägt den Titel: "Singlecharts falsch berechnet".

Das Dresdner Blog stefanolix fügt noch süffisant an, dass die "SZ" erst am Vortag im Kontext des Welttag der Statistik geschrieben hatte:

"Doch wenn sie täglich Entscheidungen beeinflussen (…), dann muss man mit Statistiken umgehen können."

Sein Blog-Eintrag trägt den Titel: "Der tägliche Zahlenwahnsinn".

Die "Sächsische Zeitung" hat inzwischen nicht einmal online die Überschrift korrigiert, Titel jetzt immer noch: "Fast jeder zweite Sachse lebt allein". Vielleicht sollte man im Artikel auch diesen Absatz korrigieren:

"Die regionale 'Single-Hochburg' ist laut Statistischem Jahrbuch die Stadt Leipzig. Hier leben rund 55 Prozent der Einwohner allein; dicht gefolgt von Dresden (50 Prozent) und Chemnitz (47 Prozent). Danach folgen die Kreise Mittelsachsen, Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und Zwickau mit knapp 40 Prozent 'Single'-Anteil."

Ob auch die Nicht-Online-Leser etwas von dem Rechenfehler mitbekommen? Die erste Durchsicht der Zeitung heute bringt keine Korrektur-Meldung ans Licht. Aber vielleicht ja morgen...

Update (13:26 Uhr): Da ist sie, die Korrekturmeldung der "SZ", die auch heute in der Print-Ausgabe zu finden ist. Demnach hat das Statistische Landesamt den Fehler gemacht. Bei SZ-Online heißt es unter der Überschrift "Falsch & richtig":

"Statistik hat ihre Tücken. Manchmal auch für das Statistische Landesamt. So wurde in der Pressekonferenz zur Vorstellung des Statistischen Jahrbuchs ('Jeder zweite Sachse lebt allein') angegeben, dass bereits 1,8Millionen von insgesamt 4,2Millionen Sachsen in einem Ein-Personen-Haushalt leben. Richtig ist aktuell aber lediglich eine Million. Damit lebt heute nur etwa jeder vierte Sachse allein. Trend: stark steigend."

Update II (15.04 Uhr): Die Online-Version des Artikels ist immer noch nicht korrigiert - allerdings ist jetzt direkt zum Einstieg eine Verlinkung auf "Falsch & richtig" eingefügt.

4 Kommentare
  • stefanolix
    Oktober 22, 2010

    Aber »Fast jeder zweite Sachse lebt allein« ist doch exakt der Titel des Artikels aus der Print-Ausgabe. Was wurde denn da korrigiert?

    Ich habe gestern mal recherchiert, was die anderen sächsischen Zeitungen dazu geschrieben haben. Die »Freie Presse« in Chemnitz hat den Sachverhalt z.B. richtig dargestellt.

    http://www.freiepresse.de/NACHRICHTEN/REGIONALES/7505248.php

    Im SZ-Artikel wird nicht ganz deutlich, was die Präsidentin des Statistischen Landesamtes in Kamenz, Irene Schneider-Böttcher, nun wirklich gesagt hat. In der Pressemitteilung des Amtes steckt der Fehler nämlich nicht. Und wenn ich den Artikel in der »Freien Presse« lese, zweifle ich eher an der »SZ« als am Statistischen Landesamt.

  • owy
    Oktober 22, 2010

    @stefanolix: Du hast selbstverständlich recht - die Überschrift online ist überhaupt nicht korrigiert. Ich habe das oben gleich verbessert, danke für den Hinweis.

    Ich finde es übrigens menschlich, wenn sich die Kollegen bei der "SZ" mal so verrechnen. Irgendwann schießt jeder mal einen Bock. Was ich sehr schade finde ist, dass sie es dem eigenen Print-Leser nicht mitteilen.

  • stefanolix
    Oktober 22, 2010

    Aber dieser Kasten »Falsch und Richtig« ist immer noch unvollständig, der Artikel ist immer noch fehlerbehaftet. Der Satz über die drei Großstädte Dresden, Leipzig und Chemnitz ist bis jetzt nicht korrigiert. Hat den auch das Statistische Landesamt in die Welt gesetzt?

  • Wolf
    Februar 22, 2013

    Das ist ein Klassiker der Statistik. Wie stefanolix auch schon mal angemerkt hatte: "So lügt man mit Statistik" von Walter Krämer kann man Journalisten, die Statistisches verarbeiten, wärmstens empfehlen. Da ist genau dieses Beispiel drin. "Jeder Zweite lebt allein" lautet eine Kapitelüberschrift.

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