Dreifacher, nein, vierfacher Lesehinweis: Im Moment finden sich im Netz mehrere spannende Blog-Beiträge, die sich mit dem Thema Journalistenausbildung im digitalen Zeitalter auseinandersetzen. Alle Beiträge seien den Lesern, der sich mit der Zukunft des Journalismus und der Ausbildung von Journalisten beschäftigen, dringend ans Herz gelegt.
Den Auftakt macht der Journalist, Berater und Dozent Matthias Spielkamp, der im Rahmen eines Vortrages vor dem Institut zur Förderung des publizistischen Nachwuchses e.V. fünf Thesen zur Journalistenausbildung aufgestellt hat. Die Thesen sind:
- Es geht um Journalismus - nicht Online-Journalismus
- Jeder Verlag, jeder Sender muss “digital residents” als Ausbilder haben
- Fail early and often – für eine “Fehlerkultur”
- Souveräne Journalisten freuen sich über Widerspruch
- Redaktionen müssen von ihren Volontären lernen (also Volontäre finden, von denen sie etwas lernen können)
Die passenden Folien zum Vortrag sowie einige Erläuterungen und Kommentare finden sich in Spielkamps Immateriblog unter dem Titel: "Fünf Thesen zur Journalistenausbildung".
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Eine Ergänzung von Spielkamps Thesen liefert der Münchner Journalist und Dozent Björn Sievers. Auch er war wie Spielkamp bei der Runde im IfP dabei, bei der es um die Journalistenausbildung gibt. Er schreibt:
"Alles, was früher in der Journalistenausbildung gut und richtig war, ist auch heute noch wichtig, ja unumgänglich. Doch es kommen noch ein paar Dinge hinzu, die Journalisten heute dringend können oder mindestens verstehen sollten."
Konkret nennt und erläutert Sievers folgende Punkte, mit denen sich die Journalistenausbildung heute zusätzlich beschäftigen sollte:
- Publikationstechniken
- Kommunikationstechniken und
- Recherchetechniken (besser bekannt als Datenjournalismus)
Sievers Eintrag findet sich in seinem Blog bjoern-sievers.de unter dem Titel: "Über das Dilemma der Journalistenausbildung".
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Der dritte Hinweis geht zum Blog von Christian Jakubetz, das JakBlog (übrigens ein sehr lesenswertes Blog). Jakubetz ärgerte sich vor wenigen Tagen öffentlich darüber, "dass Lektüre für den journalistischen Nachwuchs immer noch weitgehend von älteren Herren im Tonfall des erhobenen Zeigefingers gemacht wird." Und hat daraus die Idee entwickelt, ein eigenes Buch für den Journalisten-Nachwuchs - allerdings mit Hilfe seiner Leser - zu schreiben. Eine Idee, die offenbar ganz gut ankommt - schon jetzt gibt es Hunderte von Rückmeldungen.
Hier finden Sie den ersten Eintrag im JakBlog, Titel: "Ein Buch, eine Idee – und Ihre Hilfe". Inzwischen sind schon zwei Folgebeiträge ("Ein Buch – das Update (2): Eine Co-Herausgeberin" und "Ein Buch – das Update (3): Ein Verlag und viele Autoren") erschienen; außerdem gibt es eine Facebook-Fanpage mit inzwischen 174 Fans.
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Nachschub: Es sind doch vier Lesehinweise. Denn Stefan Niggemeier hat mal wieder ganz wunderbar aufgeschrieben, warum er von der Differenzierung zwischen Print- ("die Guten") und Online-Journalisten ("die bösen Blogger") nichts hält. Zitat:
"Ich kann nicht glauben, dass man das im Jahr 2010 immer noch hinschreiben muss: Der Print-Journalismus ist dem Online-Journalismus nur insofern überlegen, als der Print-Journalismus jahrzehntelang ein lukratives Geschäftsmodell hatte, das dafür sorgte, dass Redaktionen gut ausgestattet wurden und sich relative hohe Standards entwickeln konnten."
Und weiter:
"Ich kann jedem nur dringend Nick Davies’ Buch 'Flat Earth News' empfehlen. Anders als Kilz hatte beim Lesen ich nicht das Gefühl: Zum Glück ist das bei uns noch nicht so weit, mit dem Churnalism, mit dem Abbau von Kompetenzen in den Redaktionen, mit dem blinden Vertrauen auf Nachrichtenagenturen, mit Boulevardmedien als Leitmedien, mit dem zunehmenden Ungleichgewicht zwischen PR, Lobbyisten und gezielten Manipulatoren auf der einen Seite und Journalisten auf der anderen. Ich hatte beim Lesen im Gegenteil das Gefühl: Bei uns ist es ganz genauso."
Hier entlang zum Text von Niggemeier mit dem Titel: "Falsche Freunde".
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