Universität Leipzig bildet vorerst keine weiteren Journalisten aus

Schwerer Schlag für die Journalisten-Ausbildung an der Universität Leipzig: Für den Masterstudiengang Journalistik können sich vorerst keine weiteren Studenten einschreiben. Der Fakultätsrat verhängte am Dienstagnachmittag einen Immatrikulationsstopp.

Grund dafür sind offenbar erhebliche Mängel bei der Qualität der Ausbildung und der Durchführung des Masterprogramms.

Die Initiative für den Einschreibestopp ging nicht von der Abteilung Journalistik selbst aus, sondern von der Leitung des Fachbereichs Sozialwissenschaften und Philosophie. Dies bestätigte Studiendekan Prof. Dr. Thomas Kater auf FLURFUNK-Anfrage.

Es habe bereits seit geraumer Zeit Hinweise darauf gegeben, dass der Studiengang reformiert werden müsse und dringender Handlungsbedarf bestehe. "Da keine Initiative der Abteilung Journalistik kam, hier Abhilfe zu schaffen, habe ich selbst geprüft, wie die Lage ist und was zu tun ist. Diese Prüfung hat ergeben, dass eine Fortführung des Studiengangs nicht vertretbar ist", erklärte Kater.

Zu dieser Einschätzung hätten auch "Unzufriedenheitsäußerungen" von Studierenden und dem wissenschaftlichen Personal beigetragen.

Kritik am verantwortlichen Journalistik-Professor

Auf die Frage, ob diese Einschätzungen als Kritik an der verantwortlichen Person der Abteilung Journalistik verstanden werden können, sagt Thomas Kater: "Ja, das kann man so interpretieren." Er könne sich nicht erklären, warum bereits früher erarbeitete Reformansätze nicht weiter verfolgt wurden.

Leiter der Abteilung und Inhaber der einzigen vollwertigen Journalistik-Professur am Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft (IfKMW) ist Dr. Marcel Machill. Er war am Dienstag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Ausbildung soll langfristig fortgesetzt werden

Der Immatrikulationsstopp bedeute nicht das endgültige Aus für den Masterstudiengang und sei keineswegs als Anfang vom Ende der Journalistik an der Universität Leipzig zu sehen, betonte Kater: "Das Anliegen ist eine Reform des Studiengangs, damit die Ausbildung von Journalisten fortgesetzt werden kann."

Vorschläge für Verbesserungen im Studienablauf und einen modernisierten Lehrplan soll eine Reformkommission machen. Diese Kommission wird nach FLURFUNK-Informationen nicht Marcel Machill, sondern Studiendekan Kater vorstehen. Dem Gremium sollen ebenso Mitarbeiter der Abteilung Journalistik, Studierende und auch Journalisten aus der Praxis angehören.

Wie lange der Reformprozess dauern wird, ist unklar. Laut den Informationen zum Studiengang auf der Website der Universität Leipzig gilt der Einschreibestopp für den Masterstudiengang Journalistik zunächst lediglich für das kommende Wintersemester.

Leipziger Journalistik schon länger in Schwierigkeiten

Es ist nicht der erste Einschnitt für die Leipziger Journalistik in der jüngeren Vergangenheit. Im Zuge von Umstrukturierungen am IfKMW verlor die Abteilung in den vergangenen Jahren mehrere Personalstellen. Unter anderem wurde eine zweite Journalistik-Professur, die ehemals Prof. Dr. Michael Haller innehatte, in eine Junior-Professur umgewandelt.

Die Debatte um die Umstrukturierung fand Anfang 2011 große mediale Öffentlichkeit. "PR fressen Journalismus auf", titelte die taz, "Der Journalismus siecht", schrieb die Zeit. Journalistenverbände und auch Absolventen des Studiengangs (vgl. FLURFUNK vom 23.1.2011: "IfKMW Leipzig: Journalistik-Absolventen protestieren mit offenem Brief") protestierten damals gegen die Kürzungspläne.

Die Zeit zitierte Marcel Machill damals mit den Worten: "Wenn das so umgesetzt wird, dann trocknet der Studiengang aus." Das IfKMW sprach in einer Stellungnahme von einer Kampagne (vgl. FLURFUNK vom 17.1.2017: "IfKMW Leipzig: Kritik an einseitiger Darstellung durch Journalistik"), die "offenkundig von Partikularinteressen" geleitet sei. Später einigte man sich auf einen Kompromiss, bei dem die Journalistik weniger Personalstellen verlor als zunächst geplant.

Auch Abteilungsleiter Marcel Machill steht nicht zum ersten Mal in der Kritik. Kurz vor der Debatte um die Kürzungspläne stritt er öffentlich mit einem Studenten, der ein von ihm geschriebenes Buch einscannte und seinen Kommilitonen zur Verfügung stellte. Das Buch war vergriffen gewesen, sollte aber in einer Klausur behandelt werden.

Der damalige Prorektor für Lehre und Studium, Wolfgang Fach, sagte damals der Süddeutschen Zeitung ("Ein Mann, ein Buch"): "Herr Machill ist einmalig, wir haben laufend Probleme mit ihm. Es vergeht praktisch kein Semester, in dem ich mich nicht mit der Causa Machill beschäftigen muss."

Autor: Alexander Laboda (hat selbst Journalistik studiert an der Uni Leipzig, von 2009 bis 2013)

Update 19.31 Uhr: Die Universität Leipzig hat nun eine Pressemitteilung zum Thema veröffentlicht. Titel: "Leipziger Journalistik-Studiengang soll reformiert werden".

1 Kommentar
  • derScanner
    April 27, 2017

    Grüße,
    das mit dem Buch war ich ;) und ja die Probleme mit MM sind so alt wie die Uni selbst. Sein Ego überstrahlt wirklich jede berechtigte Kritik und kanzelt alles mit Art5 GG "Forschung und Lehre sind frei" ab. Da wundert es wirklich niemanden, dass es so gekommen ist.
    Beste Grüße
    vom Kopisten

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