Der sächsische Weinskandal bekommt eine weitere Dimension: Die Dresdner Neusten Nachrichten (DNN) verklagen das Sächsische Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz auf Herausgabe von Informationen.
In der heutigen Ausgabe der DNN begründet Chefredakteur Dirk Birgel das Vorgehen wie folgt:
"Es wird Zeit, Ross und Reiter zu nennen. Das Ministerium muss endlich dem Verbraucherschutz genügen und die Namen der betroffenen Betriebe nennen. Das ist im übrigen auch im Sinne der vielen Betriebe, die sauberen Wein produzieren. Solange die schwarzen Schafe der Branche geschützt werden, liegt automatisch ein Generalverdacht auch auf allen, die keine Schuld trifft."
Die DNN schreibt weiter, man rechne sich gute Chancen aus, weil eine ähnliche Klage zum Glykol-Weinskandal 2002 vor dem Bundesverfassungsgericht erfolgreich war.
Annett Hofmann, Pressesprecherin des SMS, kontert auf Nachfrage von FLURFUNK, dass es zur Nennung von Betrieben keinen rechtlichen Rahmen gebe. Es sei "rechtskonformes Handeln, wenn Behörden Namen konkreter Hersteller öffentlich nur dann nennen, wenn eine Gesundheitsgefährdung für Verbraucher damit abzuwenden wäre. Das war in der Angelegenheit bisher nicht der Fall."
Weiter sagt Hofmann, dass nach den Erkenntnissen des SMS keine Gesundheitsgefahr bestand. Dennoch habe das Ministerium ein neues Prüfinstrument eingeführt, um alle Weine auf unerlaubte Pflanzenschutzmittel zu untersuchen. "Damit schaffen wir einen glaubhaften Beleg für die hohe Qualität der sächsischen Weine", sagt Hofmann.
Das SMS habe "sehr wohl die Verbraucher im Blick".
Der Weinskandal in Sachsen ist nun schon über eineinhalb Jahre ein Thema. Eine gute Chronik der Ereignisse hat der MDR zusammengestellt (vgl. MDR vom 11.4.2017). Auch der FLURFUNK berichtete bereits über Ausläufer des Weinskandals, als die Winzergenossenschaft Meißen einen MDR-Journalisten von einer Pressekonferenz ausschloss (vgl. FLURFUNK vom 11.11.2016).
Benjamin Kutz
Mai 5, 2017
Der "Weinskandal" und den daraus resultierenden Imageschaden für die sächsischen Winzer haben Lars Müller ("Giftwein") und andere Journalisten und Medien zu verantworten!
Es gab gar keinen Skandal! Es gab Anwendungen von im Weinbau nicht zugelassenen Mitteln, die aber in anderen Kulturen sehr wohl zugelassen sind - wenn ich das richtig verstanden habe. Das muss auch geahndet werden. Allerdings gab es doch keine Spritzmittel o.ä., die gesundheitsgefährlich gewesen wären? Das mit dem Glykol zu vergleichen (was nichts in Lebensmitteln zu suchen hat) ist unverantwortlich den Winzern UND den Verbrauchern gegenüber. Hier fragt man sich schon, was das Öl ins Feuer gießen soll, wem es nützt und wem hier ein Bärendienst erwiesen werden soll,
In anderen Lebensmitteln, wie z.B. Obst und Säften, darf Dimethoat sehr wohl enthalten sein, noch dazu in viel höheren Konzentrationen als im Wein.
Wenn ich Wein trinke, ist der Alkohol darin ja wohl das Schädlichste! Wenn ich meinen Kindern Kirschsaft gebe, haben sie mit einem Glas Saft viel mehr von dem Pflanzenschutzmittel intus als ich mit einer halben Flasche Wein, und das völlig legal und kein Hahn bzw. Journalist kräht danach! Na dann Prost!
Hier sollte man doch mal die Kirche im Dorf lassen, der Wein vom letzten Jahr war doch untersucht und nur unbelasteter Wein kam in die Flasche.
In den Jahresberichten kann man doch lesen, wie viele Lebensmittel beanstandet oder gesperrt wurden. Da erfährt man ja auch nicht die Namen der Hersteller! Warum also die Weinbaubetriebe jetzt nennen? Und damit wieder mit Kanonen auf Spatzen schießen? Wer hat ein Interesse daran? Sollte man sich mal fragen...
Ich trinke beim Winzer meines Vertrauens!