Radio auf hohem Niveau: Viele zufriedene Gesichter dürften heute in den diversen sächsischer Radio-Stationen zu sehen sein. Denn in der heute veröffentlichten aktuellen Reichweitenuntersuchung (Radio MA I/2013) schneiden die meisten sächsischen Radioprogramme gut ab.
Reichweitenstärkstes Programm ist und bleibt MDR 1 Radio Sachsen - mit deutlichen Zugewinnen: über 100.000 Hörer mehr pro Stunde bedeuten einen satten Zuwachs von 28,3 Prozent. Laut MDR-Pressemitteilung auch eine Folge der neuen Musikausrichtung: Seit Sommer spielt man vermehrt auch internationale Oldies. Außerdem habe man die Zahl der Berichte aus Sachsen erhöht.
Die MA wird mit Erhebungswellen im Frühjahr (Jan.-Apr.) und im Herbst (Sept.-Dez.) ermittelt - deswegen bedeutet die MA I/2013 noch keine Bewertung der Umbauten im Programm bei MDR 1 (vgl. Flurfunk Dresden vom 9.1.2013: "MDR 1 Radio Sachsen: mehr Regionalnachrichten und Doppelmoderation am Morgen").
Ein gutes Ergebnis hat auch MDR Jump eingefahren, das in jüngerer Vergangenheit mit Autos, X-Boxen und Reisen nur so um sich geworfen hatte. Mit einem Plus von 20,9 % mehr Hörern kommt der Sender jetzt auf durchschnittlich 341.000 Hörer pro Stunde. Tatsächlich kann man dem Sender aber auch bescheinigen, einige Kraft in die Information und die Erfüllung des öffentlich-rechtlichen Auftrags in diesem Bereich gesteckt zu haben - die Nachrichten sind im Gegensatz zu früher viel besser geworden, und auch die Mittagsschiene packt manch komplexeres Thema vernünftig an. Der Plan scheint aufgegangen zu sein.
So ist dann auch in der MDR-Mitteilung zur MA zu lesen:
"Die prozentual größten Zuwächse erzielt MDR JUMP bei seinen Informationsangeboten – insbesondere mit 'MDR JUMP am Mittag' von 13 bis 14 Uhr (Reichweitenplus von 55,2 Prozent auf 301.000 Hörer)."
Zufriedene Gesichter dürfte es aber auch im Privat-Radio-Sektor geben: Energy Sachsen gewinnt 15.000 Hörer dazu und kommt jetzt auf 57.000 Hörer in der Stunde - ein Plus von 35,7%. Ist die Talsohle jetzt durchschritten? Hier greifen offenbar die Umbaumaßnahmen, die im vergangenen Sommer vom neuen Programmchef Oliver Harrington umgesetzt worden sind. Nur spekulieren kann man über die Frage, ob die Kooperation mit "BILD" beim Projekt Sachsen-WG auch Auswirkungen auf die Hörerzahlen hatte.
Apropos "BILD" und spekulieren: Die Zeitung hatte am Dienstag (5.3.2013) in den sächsischen Ausgaben kritisch über den Abgang von PSR-Interims-Programmchef Rik De Lisle geschrieben und vermutet, der De Lisles Abgang kurz vor Veröffentlichung der MA sei kein Zufall. Die offiziellen MA-Zahlen sprechen eine andere Sprache: Demnach hat Radio PSR (Regiocast) insgesamt 23.000 Hörer in der Durchschnittsstunde dazugewonnen (+22%). Gegen die "BILD"-Spekulation von gestern spricht aus unserer Sicht auch, dass man gleich einen Nachfolger präsentieren konnte (vgl. Flurfunk Dresden vom 5.3.2013: "Neuer PSR-Programmchef: Marco Brandt folgt auf Rik De Lisle").
Weiterhin auf hohem Niveau senden die sächsischen Lokalradios, dazu gehören die sechs Lokalprogramme Radio Dresden, Leipzig, Chemnitz, Zwickau, Erzgebirge und Lausitz. Zusammengefasst sind sie im Sachsen Funkpaket (BCS): Mit einem leichten Gewinn von 0,5% (+1.000 Hörer in der Stunde) sendet man weiterhin auf hohem Niveau (insgesamt 198.000 Hörer in der Stunde). Verloren dagegen haben R.SA (Regiocast) und Hitradio RTL Sachsen (BCS): Hitradio RTL verliert wie bei der MA II/2012 erneut Hörer (-9.000 Hörer/Stunde = -6,3%). R.SA muss sogar -35.000 Hörer in der Stunde (-21,1%) hinnehmen.
Eine lesenswerte Details-Analyse der sächsischen Radio-Reichweiten findet sich auch im Blog von Daniel Große.
Alle Zahlen kann man bei reichweiten.de und rms-ma-trend.de einsehen.
März 6, 2013
In Sachsen von einem "Radio auf hohem Niveau" zu sprechen, ist wirklich eine Unverschämtheit. Auf unsere Radiolandschaft trifft zum großen Teil zu, was Oliver Kalkofe schon vor einigen Jahren geschrieben hat: http://www.radioszene.de/formate.htm#kalkofe
März 6, 2013
@randOM Die Aussage bezieht sich selbstverständlich nur auf die Zahlen, nicht die Qualität des Programms. Und da trifft sie zu. Tschuldigung für die Provokation - ich konnte es einfach nicht lassen ;-)
März 7, 2013
ist der flurfunk wirklich der meinung, dass mdr jump "einige kraft in die erfüllung seines öffentlich-rechtlichen auftrags" gesteckt hat? ich finde, die brauchen noch viel mehr kraftanstrengung, um klar erkennbar als öffentlich-rechtliches hörfunkangebot durchzugehen.
März 7, 2013
@lurgi Ich habe in den vergangenen Monaten bei Jump einige Sachen gehört, die so früher nicht möglich gewesen wären. Insofern bleibe ich dabei: Ja, die haben sich einen Kopf gemacht und es ist viel besser geworden. Auch oder besonders die Nachrichten sind in meinen Augen auf einem ganz anderen Niveau als früher. Die Gewinnspiele dagegen nerven mich deftig und bringen mich regelmäßig dazu umzu- oder abzuschalten.
Vielleicht ist meine Perspektive auf den Radiomarkt schon "zu angepasst" an die Bedingungen, die herrschen - das mag sein und will ich gar nicht abstreiten. Insofern freue ich mich über die andere Perspektive hier in den Kommentaren.
März 7, 2013
Hier sind wohl nur die auf Sachsen beschränkten Sender aufgelistet? Mich hätte ja noch der Vergleich mit Figaro, Sputnik und Apollo-Radio interessiert.
März 8, 2013
@owy: also ich habe auch jump gehört und möchte insofern zustimmen, was die qualität der news zur halben stunde betrifft, da dort auch mal regionale meldungen aufrauchen, die es zu schiewacks zeiten nie gab. zur vollen stunde kann ich den qualitätssprung nicht finden, da machen die das, was saw schon jahrezehnte macht: newsmeldungen mit o-tönen ohne musik. was das mittagsmagazin angeht - sicher, gut das es sowas gibt. aber ein max. zwei 2:30-beiträge pro halbe stunde ist bei einer ständigen beclaimung der TROPEN OPEN nun wahrlich kein optimum. problematisch sehe ich auch die extrem dünne und einseitige playlist. auch ein öffentlich-rechtliches massenprogramm sollte in sachen musik mehr auf dem kasten haben als 12 superduperhotratationstitel die vier mal am tag abgenudelt werden. mehr mut (in sachen playlist, öffi-anspruch und transparenz) täte mdr jump gut... auch wenn die gerade nicht aufhören können zu hüpfen vor ma-glück.
März 8, 2013
Ja, die Regionalmeldungen sind toll. Heute erfuhr ich, dass im Vogtland 50.000 Liter Gülle ausgelaufen sind.
Und wären die Nachrichten noch so gut, mit diesem Grauen an Musikbeschallung machten sie sowieso alles wieder zunichte. Da laufen wirklich Titel 6x am Tag! Eine derart schmale musikalische Band(breite) beweist meines Erachtens, dass bei Jump nicht gutes Radio, sondern Berieselung für Nichtnachdenker produziert wird.
März 9, 2013
@radiot: wer bestimmte kritik am programm auf seinem facebook-auftritt gnadenlos löscht (wie jump) hat doch meiner meinung nach eher ein ziemlich großes problem mit nachdenkern unter den hörern. hauptsache auf dem offiziellen facebook-profil des gebührenfinanzierten pop-radioprogramms kann sich das "kükenlied" gegen justin bieber behaupten. kraftvolles öffentlich-rechtliches radio? eher traurig, was da abgeht.
September 28, 2013
Alles richtig...MDR Radio Sachsen ist ein toller Sender,wenn
man noch nie einen anderen gehört hat .
Allerdings stünde einem " Heimatsender " etwas mehr
heimatliche Musik gut zu Gesicht ( damit ist deutschsprachige
gemeint). Ansonsten bitte nicht witer so!