Die Media-Analyse Radio II 2012: der sächsische Radiomarkt schwächelt

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Radioreichweiten für Sachsen, Quelle: reichweiten.de.

Das diesjährige Zeugnis der Media-Analyse (ma) 2012 Radio II dürfte den meisten sächsischen Radiosendern überhaupt nicht gefallen haben: Denn die Zuhörerzahlen befinden sich für einige sächsische Radiosender ganz schön auf Talfahrt.

Vor allem die beiden großen privaten Radiosender PSR (Regiocast GmbH & Co. KG) und Hitradio RTL Sachsen (Broadcast Sachsen GmbH & Co.KG) verlieren jeweils rund 26 Prozent ihrer Zuhörer. Da ist es für die Regiocast nur ein schwacher Trost, dass sie mit ihren beiden Programmen PSR und R.SA knapp unter den privaten sächsischen Radiosender weiterhin zu den Marktführern im sächsischen Radiomarkt zählen.

Aber auch die öffentlich-rechtlichen Radiosender wie MDR 1 Radio Sachsen haben mit schwächelnden Zuhörerzahlen zu kämpfen. Das Programm verliert 13,5 Prozent ihrer Zuhörer. Laut der ma 2012/II schalten 333.000 Sachsen in der Durchschnittsstunde von Montag bis Freitag den Sender ein. Damit bleibt der Sender weiterhin Spitzenreiter unter den sächsischen Radiosendern.

Eine Ausnahme in der Talfahrt der Zuhörerzahlen macht das Funkpaket Sachsen, dazu gehören die sechs Lokalprogramme Radio Dresden, Leipzig, Chemnitz, Zwickau, Erzgebirge und Lausitz. Hier gibt es sogar einen deutlich positiven Entwicklungstrend. Mit 42 Prozent Steigerung darf man sich hier nun über 186.000 sächsische Zuhörer in der Durchschnittsstunde freuen. Noch im letzten Jahr gingen hier die Zahlen leicht zurück (Flurfunk Dresden berichtete).

Bundesweit, so die Pressemitteilung der  Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse e.V. (ag.ma), die zweimal jährlich mit ihrer Media-Analyse ermittelt, sind die Radioreichweiten insgesamt sogar gestiegen.

Andererseits scheint der negative Trend für die sächsischen Sender beim Blick auf die Tabelle eindeutig. Aber stimmt das so?

Hinter vorgehaltener Hand wird innerhalb der Branche gern über die Aussagekraft der ag.ma-Zahlen gelästert. Denn die Zahlen beruhen auf  Telefoninterviews, die in Sachsen mit 3.123 zufällig gewählten Festnetznummern durchgeführt werden. Diese Teilnehmer werden telefonisch nach ihrem aktuellen Radioverhalten befragt. Erwischt man nun zufällig zwei große Fans eines Programms, schnellen automatisch die ermittelten Zuhörerzahlen in die Höhe. Andererseits: Die Wissenschaft sagt, die Erhebungsmethode sei repräsentativ.

Die Radiomacher beklagen trotzdem schon lange, dass die ma das einzige Meßverfahren ist, um die Reichweiten und Zuhörerzahlen zu ermitteln. Schließlich sind die Ergebnisse der ma die einzige Grundlage, um den Preis für die Radio-Werbung zu ermitteln. Eine bessere Methode, die Sender zu vergleichen bzw. den Erfolg eines Programms zu messen, aber hat noch niemand erfunden.

Vielleicht sollten sich die Programmmacher einfach wieder mehr auf ihr Bauchgefühl verlassen und sich nicht jedes Programmdetail an der Quote ausrichten? Den Programmen täte es gut.

6 Kommentare
  • Insider
    Juli 18, 2012

    Den Programmen täte vieles gut, aber nur die Quote zählt, denn nur die bringt Werbeeinnahmen und nur das NUR DAS interessiert die Gesellschatfter und auch deshalb kann keiner an der ma vorbei.

    Das kann man schlecht finden. Aber das (mobile) Internet bietet jedem mittlerweile eine Alternative, so dass sich das meckern nicht (mehr) lohnt.

    Das Radio wird gespannt, verängstigt, neugierig in die digitale Zukunft schauen...

  • Jan Frintert
    Juli 18, 2012

    Man könnte ja auch einfach die Fanzahlen bei Facebook vergleichen.

    Radio Dresden: 9.305
    Radio Chemnitz: 4.271
    Radio Leipzig: 4.054
    Radio Zwickau: 4.492
    Radio Lausitz: 4.913
    Radio Erzgebirge: 947

    Radio PSR: 16.857

    ENERGY Sachsen: 51.387

    MDR JUMP: 82.138

    Hm, ich glaube, das führt auch zu nix ... ;-)

  • stefan
    Juli 18, 2012

    Du hast Hitradio RTL mit 22.553 Fans vergessen, Jan ;)

  • Bernd Reiher
    Juli 19, 2012

    Es gibt eine bessere Methode - nämlich die bisherige den Gegebenheiten anzupassen. Bei der aktuellen Erhebung scheinen wieder nur Festnetztelefonnummern angewählt worden zu sein. Doch die Zahl der Menschen, die nur noch per Mobiltelefon erreichbar sein wollen, ist in den letzten Jahren stetig gestiegen. Mittlerweile ist es so: Wer diese Teilnehmer immer noch ignoriert, hat eine nicht mehr unbedeutende Bevölkerungsgruppe in seiner Studie schlicht nicht befragt. Was wiederum ist eine Erhebung wert, in der nur ausgesuchte Bereiche befragt werden?

    Ich habe selber drei Jahre Marktforschung gemacht. Den Instituten ist dieser Umstand durchaus bekannt. Und: auch den Auftraggebern. Warum wird trotzdem meist weiter nur am Festnetz geforscht und bei Mobilfunknummern gemauert? Die einen fürchten um den Auftrag, wenn sie drauf hinweisen; die anderen das Ergebnis. Denn wer bereit ist, sein Festnetztelefon abzumelden, hört auch anders Radio. Würde man diese Leute befragen, käme plötzlich eine neue technikoffenere Hörerschaft ins Spiel. Und weil die auch anders Radio hört, Podcasts, Streams etc., hätte man auch neue Player im Boot. Ich zum Beispiel habe in Leipzig gestern Flux FM, Detektor FM und Spreeblick gehört.

  • randOM
    Juli 19, 2012

    Erhebung hin, Erhebung her, wenn nur das Programm besser wär...

    http://www.radioszene.de/formate.htm#kalkofe

  • stefanolix
    Juli 20, 2012

    Vielleicht sollte die Überschrift lauten: »Die sächsischen Radios schwächeln« — der sächsische Radiomarkt ist ja sicher kein anderer als vorher.

    Nach meiner subjektiven Beobachtung hört man in Cafés, beim Friseur und an anderen Orten immer noch Musik, aber die Quelle ist nicht mehr UKW oder Digitalfunk, sondern ein Internet-Radio. Die GEMA-Gebühren sind ja z. B. für ein Café gleich —  ob dort nun ein Radiosender oder ein Stream zu hören ist. Typische Wahrnehmung: Man kommt in ein Café und nimmt eine bestimmte Klangfarbe bzw. Musikauswahl wahr. Kurze Bedenkzeit: Es ist »Classic & Jazz«.

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