Willkommen im Club: Seit 1.12.2011 ist der Sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich mit einer eigenen Seite bei Facebook (facebook.com/stanislaw.tillich) vertreten. Betreut wird die Fanpage von der Sächsischen Staatskanzlei.
Zur Stunde (3.12.2011, 9.14 Uhr) haben sich bereits 124 Fans zu einem "Gefällt mir" hinreißen lassen - wobei die interne FB-Suche zuerst die von Facebook automatisch angelegte Seite (basierend auf dem Wikipedia-Eintrag) mit 161 Fans (gestern Abend gegen 21 Uhr waren es noch 154) findet (facebook.com/pages/Stanislaw-Tillich/114457525231613).
Nachdem am ersten Tag nur die Biografie-Daten sowie andere Infos aufgefüllt worden waren, folgte gestern ein erster inhaltlicher Eintrag. Es ist ein Foto mit dem MP in der Mitte (s. Screenshot oben), Anlass ist die Rettung des Sachsenrings. Wörtlich heißt es:
"Gemeinsam haben wir es geschafft: der Motorrad-Grand-Prix findet auch 2012 wieder auf dem Sachsenring statt. Dank an alle, die sich dafür eingesetzt haben und wir sehen uns am 8. Juli 2012 auf dem Sachsenring."
Ganz schön staatstragend für den Anfang, hoffentlich bleibt das nicht so.
Nun darf auch die Frage gestellt werden, wie Facebook und andere soziale Netzwerke die politische Kommunikation verändern - oder ob sie sie überhaupt verändern. Wird der MP auf die Fragen von einfachen Bürgern antworten? Wird er Einblicke in seinen Alltag geben, die man sonst nicht bekommt? Verlieren die Totholz-Medien Zeitungen wirklich dauerhaft ihr Monopol auf Information und die Abbildung der "öffentlichen Meinung"?
Und ändert auch die Politik ihren Kommunikationsstil? "BILD Dresden" berichtet heute größer über die FB-Fanpage des Ministerpräsidenten ("Tillich lässt sich jetzt bei Facebook klicken"), zeigt ihn auf einem Foto mit seinem Smartphone und zitiert ihn auch mit den Worten, dass es Spass mache, "dort Themen zu verfolgen und sich selbst zu beteiligen". Wobei wohl niemand davon ausgeht, dass Tillich seine Fanpage persönlich mit Inhalten bestücken wird.
Aber vielleicht ändert sich ja auch gar nicht viel im politischen Zirkus. Die Fanpage des Freistaat Sachsen gibt es bereits seit März - damals hatten wir in unserem Blog-Eintrag ("Freistaat Sachsen: Social-Media-Plattform beschlossen, Facebook-Profil gestartet") gefragt:
"Es werden ab sofort Wetten angenommen: Die 'Sächsische Zeitung' hat jetzt 3.688 Facebook-Fans – wie lange wird es dauern, bis der Freistaat Sachsen mehr hat?"
Die Wette hätten wir bislang locker verloren. Die Fanpage des Freistaats dümpelt derzeit bei knapp über 1.400 Fans vor sich hin, die "SZ" hat bei Facebook schon über 6.300 Fans.
Interessant ist der Schritt der Staatskanzlei zur FB-Fanpage mit Tillich auch vor dem Hintergrund, dass der Sächsische Datenschützer den Umgang Facebooks mit persönlichen Daten nicht besonders schätzt (vgl. unsere Meldung vom 15.10.2011: "Sächsischer Datenschützer: Ministerien und Behörden sollten nicht bei Facebook sein"). Wobei: Am vergangenen Dienstag äußerte der Sächsische Datenschutzbeauftragte Andreas Schurig auf der Partnerkonferenz der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung öffentlich, dass er nicht in allen Punkten die Positionen des Unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz (ULD) in Schleswig-Holstein teile. Die Datenschützer in Schleswig-Holstein hatten Webseitenbetreiber öffentlich und unter Strafandrohung zum Verzicht auf Facebook aufgefordert (vgl. "ULD an Webseitenbetreiber: 'Facebook-Reichweitenanalyse abschalten'"). Schurig sagte im Rahmen der SLPB-Veranstaltung, unter gewissen Umständen könne er sich auch staatliche Auftritte bei Facebook vorstellen.
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