Gestern (5.7.2011) ist das Urteil gegen den ehemaligen KI.KA-Herstellungsleiter verkündet worden. Das DIMBB - Dresdner Institut für Medien, Bildung und Beratung hat uns freundlicher Weise eine Übersicht über die Berichterstattung zur Verfügung gestellt.
KIKA-Prozess im MDR-Bericht - mdr.de/thueringen
Wegen Millionbetrugs zum Schaden des Kinderkanals KI.KA ist ein ehemaliger Herstellungsleiter des Senders vom Landgericht Erfurt zu fünf Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden.
Mit ihrem Urteil blieben die Richter unter der Forderung der Staatsanwaltschaft, die eine Haftstrafe von sechs Jahren und acht Monaten gefordert hatte. Staatsanwalt Frank Riemann sagte am Dienstag in seinem Plädoyer, der Angeklagte habe das Vertrauen in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk massiv beschädigt. Der Staatsanwalt wies zugleich darauf hin, dass die Tat durch Schwachstellen bei internen Kontrollen des Senders begünstigt worden sei.
Die Verteidigung hatte eine Haftstrafe von nur dreieinhalb Jahren wegen Untreue beantragt. Rechtsanwältin Doris Dierbach sagte, der Vorwurf der Bestechlichkeit treffe hingegen nicht zu. Zudem sei ihr Mandant wegen seiner Spielsucht vermindert schuldfähig. Als strafmildernd seien außerdem die internen Kontrolldefizite im MDR sowie die vernachlässigte Aufsichtspflicht der Erfurter Spielbank zu berücksichtigen. - mdr.de/nachrichten
Ein Besuch im Casino Erfurt, wo der Angeklagte jahrelang GEZ-Gebühren in Millionenhöhe verzockt hat. Profitiert hat bei diesem bigotten Spiel nur einer: der Freistaat Thüringen, dem die Casino-Gewinne zustehen. Die gehen wie die Zahl der Besucher allerdings seit Jahren zurück: Nur noch 1,966 Millionen Euro betrug 2010 der "Brutto-Spielertrag", meldete der MDR - 2007 war es noch ein Drittel mehr. Die großzügigen Einsätze von Marco K. dürften also spürbar fehlen - taz.de
Kinderkanal, Casino, Knast - berlinonline.de
„Es gab viele Stellen, die die Augen fest verschlossen hatten“, sagte die Verteidigerin. - "Es hat faktisch kein Kontrollsystem gegeben", sagte Dierbach. Das formale Vier-Augen-Prinzip bei der Abzeichnung von Rechnungen habe letztlich nur dazu geführt, dass "vier Augen gucken, aber niemand denkt." - fr-online.de
Frank Beckmann, der in jener Zeit, in die der Großteil der Straftaten fiel, Programm-Geschäftsführer des Kika war, warf sie vor, er habe offensichtlich nur das getan, was ihm Spaß bereitet habe und sich von „weniger Glamourösem“ wie dem Überprüfen von Rechnungen oder dem Schaffen von Strukturen ferngehalten. Auch Staatsanwalt Frank Riemann erklärte, Schwachstellen bei internen Kontrollen und die Strukturen beim Kika hätten die kriminellen Machenschaften begünstigt - sueddeutsche.de
Der Vorsitzende Richter Thomas Schneider führte in seiner Urteilsbegründung aus, es könne im KI.KA nicht verborgen geblieben sein, dass der Angeklagte Geld abgezweigt habe. Es mache nachdenklich, dass so viele Mitarbeiter des KI.KA im Prozess die Aussage verweigert hätten: "Ob es Helfer gab, Mitwisser oder Weggucker, können wir nicht feststellen." - welt.de
"Das Spielen hat meine wirtschaftliche Existenz ruiniert", sagte Marco K. abschließend vor Gericht und entschuldigte sich erneut für seine Taten - taz.de
Was nach diesem Urteil bleibt, sind Fragen, die das Gericht nicht beantworten kann und auch nicht müsse, wie der Richter betonte: zum Beispiel, wer die „Mitwisser, Uninteressierten, Weggucker und Ahnungslosen“ gewesen seien - fr-online.de
Nach SPIEGEL-Informationen warnte das ZDF bereits 2008 eindringlich vor den Zuständen beim Kika, einer Gemeinschaftseinrichtung von ARD und ZDF unter Federführung des MDR mit Sitz in Erfurt: "Wir haben denen gesagt, dass sie mühelos zu betrügen sind", sagte ein ZDF-Mann dem SPIEGEL - spiegel.de
"Der MDR wird nach dem Urteil nicht zur Tagesordnung übergehen. Wir beschäftigen uns weiterhin mit den Lehren aus diesem Betrugsfall. Unsere Aufgabe ist es nicht, das Urteil zu kommentieren, sondern vielmehr die Umsetzung unseres Maßnahmenkatalogs mit Nachdruck zu betreiben", so MDR-Unternehmenssprecher Dirk Thärichen - mdr.de/presse
"Mit dem Urteil ist ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Aufarbeitung des Betrugsfalls getan. Nachdem wir parallel zu den Ermittlungen bereits im Dezember vergangenen Jahres Sofortmaßnahmen und im März dieses Jahres einen umfassenden Maßnahmenkatalog in Gang gebracht haben, konzentrieren wir uns jetzt wieder auf unsere eigentliche Aufgabe: qualitativ hochwertiges Programm für Kinder zu entwickeln und anzubieten. Gerade im Hinblick auf den 15. Geburtstag des KI.KA haben wir uns viel vorgenommen", so KI.KA-Programmgeschäftsführer Steffen Kottkamp - mdr.de/presse
Mit dem Urteil sei ein weiterer wichtiger Schritt zur Aufarbeitung des Betrugsfalles getan worden, sagte Steffen Kottkamp, Ki.Ka-Programm-Geschäftsführer, in einer ersten Reaktion. Nun könne man sich wieder mit ganzer Kraft den eigentlichen Aufgaben zuwenden, nämlich ein gutes Kinderprogramm zu machen - abendblatt.de
Nicht verjährt sind weitere Fälle von Korruption und Untreue, an denen K. beteiligt gewesen sein soll: Gegen zwölf Personen wird noch immer ermittelt. Schon frühzeitig wurde dieses aktuelle Verfahren von den noch zu erwartenden abgetrennt - faz.net
Einschätzungen des Chefs des Grimme-Instituts, Uwe Kammann, zum Betrugsskandal beim Kinderkanal und den nötigen Konsequenzen - mdr.de
Der Umstand, dass der Angeklagte über Jahre unbemerkt Gelder abzweigen konnte, sei ein Ansehensverlust für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, den sich der MDR selbst zuzuschreiben habe - tagesspiegel.de
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