Am 7.6.2011 hat die Stadt Dresden den Bericht "Kultur- und Kreativwirtschaft in Dresden - Potenziale und Handlungsmöglichkeiten" offiziell vorgestellt - jetzt bieten wir die komplette Studie zum Download an (s. Link am Ende der Meldung). Die Studie war im August 2o10 gestartet worden und hat eine Reihe von Akteuren der einzelnen Branchen in Form von Workshops und einer Online-Befragung einbezogen.
Die wichtigsten Zahlen zur Kultur- und Kreativwirtschaft in Dresden: 10.700 Beschäftigte bedeuten 4,5 Prozent der Erwerbstätigen in Dresden (und damit deutlich mehr als im Landes- und Bundesdurchschnitt). Davon sind 2.100 Freiberufler bzw. Selbstständige oder Unternehmer. Sie erwirtschaften
"im Jahr 2008 einen Umsatz von ca. 630 Millionen Euro. Ein Viertel der Umsätze werden von den Unternehmen des Bereiches Software/Games erwirtschaftet. Zweitstärkster Bereich ist mit einem Anteil von 18,8 Prozent der Buchmarkt." (S. 10f)
Das bedeutet einen Anteil von 3,4 Prozent am Umsatz der Gesamtwirtschaft der Landeshauptstadt - auch hier liegt der Zuwachs der vergangenen Jahre deutlich über dem Landes- und Bundesdurchschnitt. Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist also ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in der Stadt, auch wenn Dresden im Bundesvergleich nur im Mittelfeld liegt.
Weiter heißt es:
"Die elf Teilmärkte tragen unterschiedlich stark zum Beschäftigungsvolumen der Dresdner Kultur- und Kreativwirtschaft bei (vgl. Abb. 4). Den mit Abstand größten Teilmarkt der Kultur- und Kreativwirtschaft in der Stadt Dresden bildet der Bereich Software/Games mit ca. 38 Prozent der Erwerbstätigen. Dieser Bereich ist mit seinen fast 4100 Erwerbstätigen zudem auch einer der dynamischsten Bereiche der Kultur- und Kreativwirtschaft in der Stadt Dresden. Der zweitgrößte Teilmarkt der Kultur- und Kreativwirtschaft ist der Architekturmarkt mit ca. 1400 Erwerbstätigen. Dies entspricht einem Anteil von ca. 13 Prozent der Erwerbstätigen am gesamten untersuchten Wirtschaftsbereich. Die nachfolgenden größten Teilmärkte sind der Markt für darstellende Künste, der Pressemarkt, der Buchmarkt und der Werbemarkt. Die Designwirtschaft bildet mit einem Erwerbstätigenanteil von ein Prozent (140 Erwerbstätige) den kleinsten Teilmarkt der Dresdner Kultur- und Kreativwirtschaft, gefolgt vom Kunstmarkt und der Rundfunkwirtschaft, auf die jeweils rund zwei Prozent der Erwerbstätigen entfallen." (S. 10)
Als größte Hemmnisse für die Branche nennt die Studie "unzureichende Eigenkapitalausstattung, geringe Löhne und Projektbudgets sowie Unregelmäßigkeiten im Einkommensbezug", also Unterfinanzierung. Dabei habe die Branche nur schwerlich Zugang zu Kapitel etwa durch Banken, die sich nicht auf die Branche einlassen, oder fehlende Förderprogramme. Hinzu komme das fehlende Eigen-Marketing der Branchen-Akteure:
"Feststellbar ist, dass bei den Kreativunternehmen häufig eine mangelhafte Vermarktung einer erfolgreichen Entwicklung des Unternehmens entgegen steht. Vielen Kreativen fehlen geeignete Plattformen, um sich zu präsentieren und damit Kunden und Märkte zu erschließen. Auch Modelle der gemeinsamen Vermarktung mehrerer Kreativunternehmen wird bisher noch in einem zu geringen Umfang wahrgenommen." (S. 22)
Als zweiten wichtigen Teil der Studie folgen eine Reihe von Strategie-Empfehlungen für die Stadt Dresden, wie der Markt weiter gefördert werden kann. Ausführlich werden folgende Empfehlungen besprochen (ab S. 78):
1. Integration der Akteure und Stärkung des Dialogs, 2. Aufbau und Pflege von Netzwerken, 3. Nachhaltige Marktteilnahme der Kreativen befördern, 4. Kreative benötigen Flächen und Räume, 5. Vermarktung und Image, 6. Rahmenbedingungen für schöpferische und gestaltende Menschen verbessern.
Und was konkret folgt jetzt aus der Studie, die immerhin 80.000 Euro gekostet hat? Presseberichterstattung gabe es bislang keine. Aus der Stadtratspolitik hat sich bisher nur Torsten Schulze, wirtschaftspolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, in Form einer Pressemitteilung geäußert. Er sagt:
"Dresden bietet mit seinem kulturellen und kreativen Umfeld gute Bedingungen für Existenzgründungen und Ansiedlungen in diesem Wirtschaftsbereich. Um jedoch neben Städten wie Hamburg, Berlin und München wahrgenommen zu werden, muss offensiver mit dem Thema umgegangen werden und die Potenziale intensiver gefördert werden."
Heißt übersetzt: Die Branche sollte die Gelegenheit ergreifen und konkrete Wünsche und Vorstellungen äußern, wo und wie die Stadt agieren soll. Der Bericht ist am kommenden Dienstag Thema im Kulturausschuss, am darauffolgenden Mittwoch im Ausschuss für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung. Es ist also noch genug Zeit, sich zu dem Thema zu positionieren und der Politik gegenüber Wünsche zu äußern - gern auch hier in den Kommentaren.
Hier finden Sie den gesamten Bericht "Kultur- und Kreativwirtschaft in Dresden - Potenziale und Handlungsmöglichkeiten" als PDF zum Download (Achtung: 12 MB).
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