Ende vergangener Woche titelte die "Sächsische Zeitung": "Kulturkraftwerk Mitte vor dem Aus". Offenbar hat eine Prüfung der Stadtverwaltung ergeben, dass der Standort "Wiener Platz" für einen Operetten-Neubau wesentlich günstiger sei, statt Operette und TJG ins Kraftwerk Mitte anzusiedeln. "SZ"-Redakteur Peter Ufer kommentierte: "Finanzbürgermeister spielt falsches Spiel" (Kommentar leider hinter der Bezahlschranke).
Sollten Operette und TJG nicht an den Standort Kraftwerk Mitte kommen, könnte das auch das Aus für die IG-Kraftwerk Mitte sein, einem Zusammenschluss aus inzwischen 25 Firmen der Dresdner Kreativwirtschaft. Oder nicht?
Wir haben die beiden Sprecher der Initiative Jana Betcher und Ralf Kukula gefragt, wie es nun weiter geht:
Flurfunk Dresden: In der Zeitung stand, das Kulturkraftwerk Mitte mit TJG und Staatsoperette kommt nun doch nicht. War's das schon wieder mit der IG Kraftwerk Mitte?
Jana Betcher, Ralf Kukula: Die Zeitungsmeldung gab lediglich die Meinung der CDU wieder. Voraussichtlich am 30.9.2010 wird sich der Stadtrat mit dem Thema befassen und es bleibt abzuwarten, ob der Vorschlag der CDU eine Mehrheit findet. Wir hoffen noch immer, mit unserem parteiübergreifenden Vorschlag alle in Stadtrat und Verwaltung zu integrieren. Insofern ist der Vorstoß einer Partei bedauerlich.
Flurfunk Dresden: Wie erklärt ihr euch diesen Sinneswandel der Stadt?
Betcher/Kukula: Wir bedauern es außerordentlich, dass unser Vorschlag von den Stadtratsfraktionen der FDP und der CDU nicht einmal angehört wird. Unsere Initiative will bewirken, mit der Ansiedelung von Operette und TJG im Kraftwerk Mitte zusammen mit der Kreativwirtschaft, eine nachhaltige und kostengünstigere Lösung auf den Weg zu bringen.
Flurfunk Dresden: Wie seht Ihr die Chancen, dass die Stadt auf die Idee des Kreativ-Clusters doch noch anspringt?
Betcher/Kukula: Insbesondere die bürgerlichen Parteien werben in ihren Programmen für eine Stärkung der Wirtschaft, vor allem des Mittelstandes. Wir hoffen, die Chance zu bekommen, allen Entscheidungsträgern klarzumachen, dass unsere Initiative nicht die Ansiedlung weiterer subventionsbedürftiger Kultureinrichtungen sondern miet- und Steuern zahlender Wirtschaftsunternehmen ist.
Flurfunk Dresden: Lässt sich die Idee vom Kulturkraftwerk Mitte nicht vielleicht auch ohne Staatsoperette und/oder TJG umsetzen - beispielsweise mit einem Privat-Investor?
Betcher/Kukula: Unsere Idee funktioniert wirtschaftlich nur bei einer gewissen Größe. Ohne die großen kulturellen Ankermieter wird das Kraftwerk auch in den nächsten Jahrzehnten eine innerstädtische Industriebrache bleiben. Ob die Stadt investiert oder ein privater Investor, ist erst in zweiter Linie von Belang. Wichtig sind zunächst die kultur- und wirtschaftspolitischen Weichenstellungen, die nur von Stadtrat und Verwaltung ausgehen können.
Flurfunk Dresden: Vielen Dank für das Interview.
Beachten Sie dazu auch unser Video-Interview mit den beiden Sprechern der Initiative: "IG Kraftwerk Mitte: 'Cluster zwischen Wirtschaft und subventionierter Kultur'".
September 21, 2010
KreativKraftwerk Mitte ergibt ähnliches Potential wie
z.B. Projekt Reininghaus in Graz, http://www.zeit.de/online/2009/06/graz-reinighaus
oder
Urban Splash, eine Projektentwicklungsgesellschaft, die Manchester vor einigen Jahren von der "hässlichen Kröte" in den "schillernden Laubfrosch" verwandelt hat, http://futurestory.enterpriseuk.org/building-blocks/a-culture-of-creativity/urban-splash-building-a-new-heart-in-the-city-centre
(die Kollegen waren übrigens im Februar 2009 im Deutschen Hygiene Museum in Dresden zu einem Symposium zu Industriekultur in Sachsen)
Die Fläche vom Kraftwerk Mitte bietet durchaus reelle Chancen der Entwicklung für Kreativ- und Kulturwirtschaft. Ob es nun notwendig ist, dass Operette und TJG dort einziehen müssen - das ist eine Frage, die ein umfangreiches Stakeholdermeeting aller (möglicher) Beteiligten durchaus klären kann.
Warum nicht solch eine Versammlung in den Hallen des Kraftwerks durchführen, so wie auch im HUB Madrid geschehen, http://www.youtube.com/watch?v=z6ZmPKkI-Gw?
Wer hat den Schlüssel für die Räumlichkeiten?
Mit wem ist für eine solche Veranstaltung mit Vertretern des Stadtrates, Ortsbeirates, Dresdner Bürgern, Kreativszene, Bundesinitiative Kreativ- und Kulturwirtschaft und Interessierten der entsprechende Nutzungsvertrag zu schließen?
... dies sind die "einfachen" Fragen, die sich soeben in meinem Kopf ergeben.
Zuviel verlangt? Utopisch?
Was wollen wir wirklich? Woran messen wir, ob das Gewünschte tatsächlich eingetreten ist?
Mit den besten und abendlichen Grüßen
Ralf Lippold
Gründungsvorstand CoWorking Dresden e.V.
http://CoOrpheum.com