Radio-Spiele: vom Ohren-Bohren und dem 20.000-Euro-Anruf

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Derzeit laufen bei den privaten Radio-Stationen in Sachsen wieder jede Menge Gewinnspiele - das "Ohren-Bohren" etwas bei Radio Dresden oder die Aktion "der 20.000-Euro-Anruf" bei Radio PSR. Den eigentlichen Grund kennen die meisten Laien nicht: Es laufen derzeit wieder Befragungen für die Reichweiten-Untersuchungen. Da brauchen die Sender besonders viel Aufmerksamkeit.

Und noch etwas wissen die meisten Hörer nicht: Bei solchen Spielen "halten sich immer noch hartnäckig Gerüchte über Tricks" auf Seiten der Sender. Schreibt der Blog BlogmedienTV, den Prof. Horst Müller von der Hochschule Mittweida erstellt.

Da tauchen erschreckende Parallelen zu den zwei hier benannten Spielen auf:

Bei Radio Dresden heißt es: "Jetzt neu und exklusiv auf Radio Dresden: 'Das große Ohren-Bohren'! Erleben Sie das weltweit erste akustische Bilderrätsel. Finden Sie Begriffe, Personen oder Redensarten, die wir mit unseren Geräuschen beschreiben. Kommen Sie hinter unser kleines Geheimnis und gewinnen Sie jede Menge Bargeld." Der Anruf kostet übrigens jeweils 50 Cent.

Bei BlogmedienTV heißt es zu Spielen der Kategorie "Geräuscheraten": "Schließlich will der Sender ja nicht Gefahr laufen, dass hartnäckige Mitspieler schon nach wenigen Tagen den richtigen Tipp abgeben, den ausgelobten Gewinn - zumeist ein im Spielverlauf ansteigender 5stelliger Geldbetrag - einsacken, das für die Gewinnaktion fest eingeplante Budget sprengen und auch noch die parallel geschaltete Werbeaktion mit Plakaten, Busaufklebern und/oder Zeitungsanzeigen torpedieren. Aus diesem Grund werden mehrere vermeintlich richtige Antwortmöglichkeiten vorbereitet. Ein großer landesweiter Sender soll bei einer früheren Aktion schon mal 360 Antwortversionen in petto gehabt haben - das berichten zumindest ehemalige Mitarbeiter."

Bei Radio PSR heißt es: "Der 20.000 Euro Anruf von RADIO PSR! Wenn's klingelt, klingelt's in der Kasse. Gehen Sie lieber ran, denn wir rufen jetzt in ganz Sachsen an - egal wann, egal wo - und verschenken 20.000 Euro Hörprämie!"

Bei BlogmedienTV heißt es zu Spielen der Kategorie "Anrufspiel": "Wer sich über den Anruf etwa beschwert, landet gleich im digitalen Papierkorb, weil diese Telefonate keinesfalls - wie vom Moderator suggeriert - 'live' geführt - sondern in der Regel vorher aufgezeichnet werden. Damit nicht zu viele Gewinner das vorgesehene Budget für die Aktion sprengen, wird bei den Anrufen sicherheitshalber die Kennung (Nummer des Anrufers) unterdrückt."

Die beiden hier eher zufällig ausgewählten Beispiele sollen ausdrücklich nicht unterstellen, dass es in den benannten Fällen tatsächlich nicht ehrlich zugeht. Es bleibt aber jedem Hörer selbst überlassen, ob und wie weit er seinem Sender vertraut, wenn solche Gewinnspiele im Programm laufen. Eine gesunde Portion Misstrauen scheint jedenfalls angebracht.

1 Kommentar
  • Sebastian
    Februar 23, 2009

    Nun erwartet uns aber ja demnächst eine Neufassung der Gewinnspielsatzung (gerade auch bei der SLM abgesegnet) zum Thema Gewinnspiele in TV und Radio und das macht schon Hoffnung auf Besserung, denn die damit verbundenen Pflichten machen es kaum noch attraktiv, Gewinnspiele durchzuführen, denn man muss ein arges Brett an Hinweisen vorab verbal übermitteln und das kostete locker bis zu 5 Minuten Sendezeit in der Stunde

    http://www.alm.de/fileadmin/forschungsprojekte/GSPWM/Entwurf_Gewinnspielsatzung_14.11.2008.pdf

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